Traisental DAC

Wie bereits zahlreiche Medien und auch das Landwirtschaftsministerium berichtet haben, gibt es mit dem Traisental ab dem Jahrgang 2006 das dritte DAC-Gebiet in Österreich.

Abgesehen davon, daß mir der Sinn des in Österreich propagierten Konzeptes zur Herkunftsorientierung auch nach fast zehn Jahren der Diskussion noch immer nicht ganz klar geworden ist, habe ich persönlich mit dem Traisental ganz spezielle Verständnisschwierigkeiten.

Dabei geht es nicht um die Qualität im Glas. Ich habe schon viele hervorragende Weine aus dem Traisental verkosten dürfen. Aber es will mir nicht gelingen, die offensichtliche separatistische Grundeinstellung der Gebietsverantwortlichen nachzuvollziehen.

Als im Burgenland bereits über eine möglichst enge Kooperation der im Vergleich zum Traisental ohnehin schon deutlich größeren Weinbaugebiete für die Vermarktung im In- und Ausland diskutiert wurde, setzte das Traisental 1995 seine Unabhängigkeit als eigenständiges Weinbaugebiet durch. Mit knapp 700 Hektar zählt das jüngste zu den kleinsten heimischen Weinbaugebieten.

Anders als der Wachau (1400 ha), Carnuntum (900 ha), Wien (700 ha), der Weststeiermark und dem Südburgenland (je 400 ha) ist es dem Traisental aber bisher (noch) nicht gelungen, ein eigenständiges Profil zu entwickeln, das diese Entscheidung rechtfertigen würde. Zu ähnlich ist der Weinstil den großen Brudergebieten nördlich der Donau, zu klein die Erntemenge für eine eigenständige Verankerung auf dem Markt, zu gering die Anzahl an prominenten Winzernamen und zu groß der Anteil an Traisentaler Wein (nämlich ein Drittel der Gesamtmenge!), der in der Winzer Krems (außerhalb des Gebietes) vinifiziert wird.

So gesehen erscheint es durchaus verständlich, daß das Traisental das aktuelle DAC-Medien-Echo für sich nützen möchte. Aber warum man neben dem Grünen Veltliner (gut 60% der Anbaufläche) auch noch von Anfang an einen zweiten DAC-Wein aus der Sorte Riesling etablieren will, ist mir ein Rätsel.

Ausgerechnet das kleinste der bisherigen DAC-Gebiete traut es sich als erstes zu, zwei Sorten als Herkunftsweine auf dem Markt und in den Köpfen der Konsumenten zu verankern. Mit einem Rieslinganteil im Gebiet von 11 Prozent, die einer Fläche von knapp 70 ha entsprechen.

Und einer Sortenbezeichnung, die nicht nur unzeitgemäß, sondern für einen Herkunftswein von Donau und Traisen geradezu grotesk erscheint: Traisental DAC Rheinriesling !

Anmerkung:

Dieser Kommentar drückt meine private Meinung als burgenländischer Winzer aus und bezieht sich ausschließlich auf den Gesamtauftritt des Weinbaugebietes Traisental. Ich achte jeden einzelne Traisentaler Winzerkollegen für seine Arbeit und seine Weine.

Sollten gewisse Persönlichkeiten aus der Weinbaupolitik wieder einmal von Informanten über meine kritischen Ansichten informiert werden, sei ihnen versichert, daß ich sehrwohl in der Lage bin, zwischen sachlicher, objektiver Information in Weinseminaren und privater Meinung in meinem eigenen Weblog und wo auch immer zu trennen.

2 Gedanken zu „Traisental DAC“

  1. „big brother is watching you, ….. !!!“ *g*
    „alles was sie sagen kann gegen sie verwendet werden ….“
    sind dies leitsprüche, die jetzt auch schon in winzerkreisen, gang und gebe sind ?
    a.

    P.s: übrigens tolle Webpräsenz, hoffentlich noch über viele jahre so…..
    schreib einfach weiter so wie dir der mund gewachsen ist; ein webblog soll doch auch neben einer informativen auch eine persönliche seite haben.

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